Historie - Biotopbeweidung in Südniedersachsen.

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Historie

Das Projekt
2023
Die an den Hirsebreikuhlen nun jährlich stattfindende Winterbeweidung verlief reibungslos und ohne Zwischenfälle. Im Februar wurden auf der Fläche auch die ersten Lämmer geboren. Die Tiere fühlen sich draußen in der Gruppe mit viel Platz für Auslauf sehr wohl. Im Gegensatz zu den Stalltieren traten hier keine Komplikationen auf. Damit die Tiere nicht bei Sturm und Regen ohne Schutz stehen müssen, wurde ein von der Stadt Göttingen gestifteter Weideunterstand eingesetzt. Ende März verließen Schafe und Ziegen die Hirsebreikuhlen. Der Bewuchs wurde sorgfältig zurück gebissen, so dass dieser im Frühjahr wieder artenreich austreiben konnte. Zum ersten Mal nach vielen Jahrzehnten konnte das Rebhuhn endlich an dieser Stelle ungestört brüten.
Die neue Beweidungssaison begann dagegen mit einem recht kühlen und nassen Frühjahr. Erst Ende Mai stand genügend Vegetation auf den üblichen Beweidungsflächen im Außenbereich Göttingens. Dank der renaturierten Fläche auf dem Lappenberg bei Weende - stadtmittig gelegen - profitiert sie vom Stadtinnenklima und das Wachstum beginnt hier deutlich früher als auf den mageren Weiden im Naturschutzgebiet Bratental zwischen Nikolausberg und Roringen. Der recht abwechslungsreiche Sommer mit angenehmen Temperaturen und Regenfällen sorgte für ein gutes Wachstum der Pflanzen, so dass die Tiere in diesem Jahr deutlich länger auf einer Fläche verweilten als in den trockenen Jahren zuvor.
Allerdings sorgte der frühe Wintereinbruch Ende November mit reichlich Schnee und kurz darauf mit klirrender Kälte von bis zu -10° Celsius für ein abruptes Ende der unbeschwerten Beweidung. Die Tiere mussten plötzlich ausnahmsweise mit Kraftfutter und Heu zugefüttert werden. Durch die dichte Schneedecke und den starken Frost vertrockneten die meisten Gräser und es standen den Schafen nicht mehr genügend Nährstoffe zur Verfügung.
Auffällig in diesem Jahr waren auch die permanent vorkommenden Gnitzen und Kribbelmücken auf fast allen Weideflächen. Erschienen sie in den Jahren zuvor nur zeitlich befristet und zu Sonnenschein auf einigen Flächen, freute man sich in diesem Jahr im Regen zu arbeiten, um diese Plagegeister nicht begegnen zu müssen. Diese Insekten können jedoch nicht nur lästig sein, sie übertragen auch das Blauzungenvirus, das die befürchtete Krankheit bei den Wiederkäuern auslöst. Wie es nicht anderes zu erwarten war, brach im Herbst im Ammerland die Blauzungenkrankheit erstmals nach vielen Jahren in Niedersachsen wieder aus, so dass nun Niedersachsen und NRW nicht mehr als seuchenfrei in Bezug auf BTV gilt. Der Export von Schafen außerhalb dieser zwei Bundesländer ist nun nur noch mit erheblichem Aufwand möglich ist. Viel schlimmer ist jedoch die Befürchtung, dass das Virus im Frühjahr sich weiter ausbreitet und eine Mortalitätsrate von 30% der Schafbestände mit sich bringt.
2022
Die Beweidungsmaßnahmen im achten Jahr des Projekts verliefen sehr routiniert und ohne größere Zwischenereignisse. Einzig die Trockenheit brachte im Sommer etwas Sorgen und Mehrarbeit mit. So wurden wöchentlich 1000 Liter Wasser zu den drei Herden gebracht. Auf den abgeweideten Flächen wuchsen anschließend kaum Gras und Kraut nach. Dem regenreichen September und recht warmen Oktober sind es jedoch zu verdanken, dass das Gras doch noch an Wachstum gewann und somit genügend Futter für den Herbst und Winter zur Verfügung standen. Der frühe Wintereinbruch im Dezember mit Schnee und eisiger Kälte von bis zu -13° Celsius stellte für Schafe und Ziegen kein Problem dar.

Mit großer Spannung fand in diesem Jahr die erstmalige Beweidung der Hirsebreikuhlen zum Ende des Jahres statt. In Kooperation mit dem Rebhuhnschutzprojekt beweiden knapp 40 Schafe und Ziegen diese im Südosten von Göttingen-Geismar liegende Fläche nun jährlich im Winter, um auch weiterhin diesen Rebhuhn-Hotspot zu erhalten. In den letzten Jahrzehnten wurden leider vom ehemaligen Pächter aufgrund einer Frühmahd etliche Rebhühner und deren Nester regelrecht geschreddert. Nun findet endlich eine rebhuhngerechte Bewirtschaftung der Fläche statt. Gleichzeitig wird auf dieser ehemaligen Mahdwiese und vor einigen Jahrzehnten noch als Acker bewirtschafteten Fläche mit den markanten drei Erdfällen die Fauna- und Flora-Entwicklung dokumentiert.
2021
Im siebten Jahr des Beweidungsprojekts konnte die Zusammenarbeit mit den Niedersächsischen Landesforsten ausgebaut werden. Neben dem Magerrasen an einem ehemaligen Steinbruch wurde nun erstmals eine Feuchtwiese bei Niedeck beweidet.
Die eingesetzten Herden stammen nun aus dem landwirtschaftlichen Betrieb der neuen Schäferei Kerstlingerode.
Aufgabe des Beweidungsprojekts ist es nicht nur, die Flächen extensiv zu beweiden, sondern auch die Entwicklung zu dokumentieren. Nach einigen Jahren der regelmäßigen Beweidung erkennen wir eine deutliche Verbesserung des Flächenzustands und eine Erhöhung der Artenvielfalt. So werden etwa am Bärenberg, der seit 2018 von uns beweidet wird, wieder vier Orchideenarten nachgewiesen. Neben dem Großen Zweiblatt (Neottia ovata) (2019), der Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea) (2020), dem Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea) (2020) konnte 2021 erstmals wieder die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) auf der Fläche entdeckt werden. Auch der Gewöhnliche Fransenenzian (Gentianopsis ciliata) konnte sich nun wieder flächig ausbreiten.
2020
Mittlerweile werden mit etwa 40 Schafen und Ziegen in drei bis vier Herden über zwölf Flächen in der Stadt und im Landkreis Göttingen beweidet. Die enge Zusammenarbeit mit den verschiedenen Experten der BSG verspricht hervorragende Ergebnisse. Vielerorts wird die Verbuschung zurückgedrängt und es stellt sich wieder eine typische Magerrasengesellschaft mit vielen geschützten Pflanzen und seltenen Insekten ein. Neue Beweidungsflächen kamen in diesem Jahr ebenfalls hinzu - der renaturierte Lappenberg am Lutteranger, einem Rückzugsort für Eidechsen sowie eine Fläche am Drachenberg in Geismar, nahe eines Rebhuhn-Hotspots. Zudem starteten wir ein neues Pilotprojekt mit der Beweidung eines Friedhofs in Kerstlingerode. Gerade Friedhöfe sind wertvolle Rückzugsorte für viele Pflanzen und Kleintiere. Die strukturreichen pestizidfreien Flächen, bestehend aus Wiese, Hecke und alten Bäumen, beherbergen eine hohe Artenvielfalt.

In diesem Jahr erhielt die BSG, dank der Förderung der Stadt Göttingen, einen professionellen Schafanhänger. Nun können die Tiere garantiert verkehrssicher zu den verschiedenen Flächen gebracht werden.
2019
2019 wurde erstmals probeweise ein Steinbruch am Hengstberg bei Sattenhausen in der Gemeinde Gleichen für die Niedersächsischen Landesforsten beweidet. Die Beweidung verlief durchaus positiv, so dass in den nächsten Jahren über eine Ausdehnung der Zusammenarbeit denkbar ist. Des Weiteren wurden die Flächen aus dem Jahr 2018 beweidet.
2018
2018 wurden neben den vier Flächen im und am Bratental drei weitere Kalk-Magerrasen im Gebiet der Stadt Göttingen beweidet. Hinzu kamen der "Pfingstanger", eine als Naturdenkmal geschützte Fläche am Westhang und der südlich exponierte Kalkmagerrasen "Bärenberg".
Im November kam noch die Anfrage den "Kartoffelstein", ebenfalls ein Kalkmagerrasen und eine als Naturdenkmal geschützte Fläche in Herberhausen, zu beweiden.
In der Gemeinde Gleichen konnte eine kleine Hangweide hinzu gewonnen werden. Hierbei handelt es sich um eine ca. 0,3 ha große Fläche bei Benniehausen (Waterloo).

Bemerkenswert war die anhaltende Trockenheit vom Frühjahr bis zum Spätsommer. Nach der Beweidung gab es so gut wie keinen Zuwachs der Gräser und Kräuter, so dass die zweite Beweidungsrunde z. T. nicht stattfinden konnte. Futtermangel gab es jedoch dank der neuen Flächen nicht. Nur auf der Fläche "Feldbornberg" musste improvisiert werden. Hier wurden kurzerhand die nicht genutzten und vom Zuwachs bedrohten Feldwege beweidet.
2017
Kleinere Optimierungen im Beweidungskonzept versprachen für 2017 großartige Erfolge. In diesem Jahr fand dauerhaft die Beweidung mit zwei Mischherden, jeweils bestehend aus etwa zehn Ziegen und Schafen, statt. Die Auswahl der Schafsrassen orientierte sich an dem Vegetationsbewuchs der Flächen. Insgesamt erfolgen zwei Beweidungsdurchgänge. Beginn der Beweidungssaison war Anfang April, die letzten Tiere wurden Anfang Dezember abgetrieben.
2016
In diesem Jahr konzentrierte sich das Projekt auf die vier Flächen im und am Naturschutzgebiet Bratental in Göttingen. Hier drohten aufgrund des Ausstieges mehrerer Schäfer und Landwirte einige Jahre zuvor, wertvolle Flächen zu verbuschen. Innerhalb weniger Jahren ragten bis zu drei Meter hohe Hasel-, Hartriegel- und Schlehensträucher großflächig auf den Weiden.

Die Beweidungsflächen in Weißenborn und Reinhausen werden indes nun durch die Besitzer, bzw. deren Pächtern beweidet, bzw. gemäht.

Schafe und Ziegen stammen nun aus dem Bestand des Betriebs Landschaftspflege Kerstlingerode. Aufgrund der engen Zusammenarbeit mit der neuen Betrieb, Stadt und Experten aus den jeweiligen Fachgebieten der Botanik, Wildbienen und Mykologie kann sich die Beweidung flexibel und nach den Bedürfnissen des jeweiligen Gebiets orientieren. Nachdem Schafe und Ziegen 2015 im Bratental erst im Spätsommer und Herbst ihr Bestes gegeben haben, startete die Beweidungssaison im Jahr 2016 schon im zeitigen Frühjahr. Um der starken Wuchskraft der Gebüsche Herr zu werden, reichte eine einmalige Beweidung nicht aus. Mindestens zwei Beweidungen im Jahr waren nötig. Beweidet werden nun mit den Schafsrassen Coburger Füchse, Skudden sowie mit Deutschen Edelziegen.
2015
Zum Start des Projekts im Jahre 2015 konnten wir zwei Flächen im Landkreis Göttingen, in Weißenborn an einem ehemaligen Steinbruch und den Talacker in Reinhausen, zwei Flächen im Naturschutzgebiet Bratental ("Steilhang" & "Steinbruch") sowie zwei weitere Flächen der Stadt Göttingen ("An der Plantage" & "Feldbornberg" (seit 2019 auch NSG Bratental)) gewinnen.

In Zusammenarbeit mit einer Schäferei aus Ischenrode (Gemeinde Gleichen) liefen die Beweidungsmaßnahmen von Mitte Juni bis Herbstende mit Schafen der Rasse Heidschnucke sowie mit Ziegen verschiedenster Rassen.
© 2023 biotopbeweidung.de
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