Des Schäfers Ansicht - Ein Kommentar - Biotopbeweidung in Südniedersachsen.

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Des Schäfers Ansicht - Ein Kommentar

Das Projekt
Ein notwendiger Kommentar in dieser heilen Welt aus Sicht des Schäfers.

Diesmal:
Der Jahresverlauf 2022, schwierige Zeiten doch Freude und Humor gehen nicht verloren.

Die Schäferei Kerstlingerode, die die meisten Flächen für das Projekt beweidet, hat sich in diesem Jahr von ihren nicht so folgsamen Coburger Füchsen getrennt. Eingesetzt werden somit nur noch die bedrohte Schafsrasse Skudde sowie die Ziegenrassen Deutsche Edelziege und Thüringer Waldziege. Von der animalischen Seite gibt es seitdem deutlich weniger Probleme im Leben des Schäfers. Allerdings wurde das nun sorgenfreie Leben von behördlicher Seite erfolgreich kompensiert.
So könnte der Laie denken, die Landwirtschaftskammer, die unter anderem zuständig für die Auszahlung der Basisprämien und Agrarumweltmaßnahmen ist, könnte ein Interesse an der Förderung von kleinen, neuen und innovativen landwirtschaftlichen Betrieben haben. Weit gefehlt. Alle beweideten Flächen werden erst einmal um ein Drittel bis zur  Hälfte kleiner berechnet, da Verbuschung, Säume und Bäume ja keine klassischen landwirtschaftlichen Flächen darstellen.

Denn da wo kein Trecker pflügen kann, das kann ja keine landwirtschaftliche Fläche sein!

Prämien wurden sowieso nicht ausgezahlt, da Zahlungsansprüche gekauft hätten werden müssen, die allerdings 2023 schon wieder ungültig gewesen wären. Und ein Betrieb der 2021 als landwirtschaftliches Unternehmen neu gegründet wird (laut Finanzamt), ist dann doch nicht immer ein Neubetreib für die Landwirtschaftskammer. Zur neuen GAP 2023 (Gemeinsame Agrarpolitik der EU) soll nun alles besser werden. Wollen wir es hoffen, auf Dauer ist dieser Zustand nicht mehr tragbar!

Die Berufsgenossenschaft SVLFG, eine Pflichtversicherung für den grünen Berufszweig, ist auch nicht gerade zimperlich in Beiträgen einfordern. Die Beiträge werden u. a. über Flächengröße und Tieranzahl ermittelt. Wie und genau erfordert wohl mindestens 2 Semester Studium. In der Landwirtschaft wird in Großvieheinheiten (GVE) gerechnet. 1 GVE (z. B. 1 Rind) entspricht 10 Schafe. Bei der Berufsgenossenschaft ist dies wohl nicht bekannt, so wird 1 Schaf, auch ein kleines bestialisches Skuddenschaf mit mehr als 10 € pro Jahr und Tier in den Beiträgen verrechnet. Ein Rind beispielsweise mit nur 14 €!
Hätten Sie gewusst das Beweidungsgrünland mit mobilen Zäunen einen Unterschied zur Grünlandbeweidung mit fest installierten Zäunen macht? Es macht sogar einen gewaltigen Unterschied in der Beitragsberechnung, möglichen Einzahlungen in die Alters- und Krankenkasse und vieles mehr aus. Zu finden irgendwo in den Weiten des Internets im Kleingedruckten. Hier war wenigstens der Widerspruch erfolgreich.

Der Widerspruch bei der Landwirtschaftskammer für das Antragsjahr 2021, fristgerecht im Januar 2022 eingereicht, verschlang übrigens weitere Kosten. Die prompte Antwort der LWK flatterte dann schon im November 2022 hinein (Man staune, sogar mit einer Entschuldigung für die etwas längere Bearbeitung! Und den Hinweis es gebe schon einen ähnlichen Fall in Niedersachsen), also deutlich später nach Antragsfrist für das Folgejahr im Mai 2022.
Welche weitere Möglichkeit der rechtmäßigen Prämienauszahlung bestand hier eigentlich noch? Schon blöde, wenn man seit 2 Jahren auf das wenige Geld wartet (schließlich geht es hier nicht um hunderte Hektar - die Auszahlungen aber existenziell für einen kleinen Betrieb sind), folglich für umme Flächen beweidet und dafür neben der Pachtgebühr auch noch drauf zahlen darf.

So sieht landwirtschaftliche Förderung für Kleinst- und Neubetriebe im Jahr 2022 aus.

Zu den aktuellen Dieselpreisen kann sich dann ein Jeder selber Gedanken machen.
Nur soviel: Laut Tierschutzrecht muss eine tägliche Kontrolle stattfinden, Wasser (jeweils 30 Liter-Kanister), Akkus (20 Kg je Batterie bei drei Herden) und Schafe mit einem Lastenrad über die Feldwege zu bringen ist nicht so einfach und Bus und Bahn fahren mit dem 9 € Ticket leider auch nicht zu den Beweidungsflächen.

2023 wird alles besser, das versicherten mir viele Personen, die an der Quelle sitzen.
Ob der Wolf das denn auch weiß?




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