Die Biotopbeweidung in Göttingen und Gleichen ist ein Gemeinschaftsprojekt der Biologischen Schutzgemeinschaft Göttingen e. V. und der Schäferei Kerstlingerode. Das Projekt besteht seit 2015 und hat sich zum Ziel gesetzt, schützenswerte Biotope in Südniedersachsen dauerhaft und nachhaltig zu erhalten, bzw. zurück zu versetzen. Dabei richten wir ein besonderes Augenmerk auf Flächen, die für die konventionelle Landwirtschaft aufgrund des Verbuschungsgrads, starker Hangneigung oder Kleinflächigkeit kaum finanziell tragbar, bzw. uninteressant sind.
Beweidet werden mittlerweile über 15 Flächen in Stadt und im Landkreis Göttingen. Zur Beweidung werden über 60 Schafe und Ziegen in fünf Mischherden von der Schäferei Kerstlingerode eingesetzt. Es findet eine enge Zusammenarbeit mit den Arbeitskreisen Biotoppflege und Wildbienen der BSG, mit dem Rebhuhnschutzprojekt der Uni Göttingen sowie mit dem Landschaftspflegeverein RüRiG e. V. statt. Zur Förderung der heimischen ursprünglichen Fauna und Flora stehen fachlich kompetente Spezialisten aus den Bereichen Entomologie, Botanik und Mykologie beiseite.
Beweidung des Kalktrockenrasens am Staneberg in Groß Lengden
Im Mai 2024 begann erstmals die Beweidung des Trockenrasens am Staneberg durch das Biotopbeweidungsprojekt mit Schafen und Ziegen. Die Fläche ist der Biologischen Schutzgemeinschaft Göttingen nicht unbekannt, fanden hier schon in der Vergangenheit regelmäßige winterliche Pflegeeinsätze durch den AK Biotoppflege statt. Die vorige Beweidung durch Pferde wurde aufgegeben, so dass nun zukünftig auch Stockausschläge und der verbuschte Bereich am Waldrand, bestehend aus Hartriegel und Schlehe, erfolgreich zurückgedrängt werden kann.
Ende einer Todesfalle:
Die Hirsebreikuhlen, ein Rebhuhn-Hotspot in Göttingen, werden nun Feldvögel fördernd beweidet
Der 1. Oktober 2022 war ein guter Tag für die Göttinger Rebhuhnpopulation. An diesem Tag begann das neue Pachtverhältnis der BSG mit der Stadt Göttingen für die Fläche im Südosten von Geismar. Im Zuge der Rebhuhntelemetrie in den vergangenen Jahrzehnten wurde festgestellt, dass in diesem Bereich ein hohes Vorkommen einer Rebhuhnpopulation existiert. Durch Besenderung der Rebhühner wurde bewiesen, dass einige Vögel und deren Nester förmlich bei der Mahd geschreddert wurden. Jahrelang versuchten die Verantwortlichen des Rebhuhnschutzprojekts eine Lösung mit dem Landwirten zu finden. Leider vergebens. Jegliche Vorschlagsansätze wurden ignoriert und Jahr für Jahr wurde im Frühjahr weiter gemäht.
Seit diesem Winter findet nun eine rebhuhnfördernde Beweidungsmaßnahme statt. Von April bis August finden auf dieser Fläche nun keine Aktivitäten mehr statt.
Beweidung einer Feuchtwiese im Wald der Nds. Landesforsten
Premiere im Juli 2021 für das Beweidungsprojekt: Die Tiere beweideten erstmals eine Feuchtwiese, idyllisch im Wald bei Niedeck gelegen. Ganz Bedenkenfrei war dieser Auftrag nicht. Feuchtwiese und Wald, da war doch etwas? Neben der erhöhten Gefahr von Krankheiten, befinden sich hier auch vermehrt Suhlen von Wildschweinen. Nach anderthalb Monaten der Beweidung können wir sagen: hat alles gut funktioniert, bis zum nächsten Jahr.
Anschließend ging es weiter zum naheliegenden ehemaligen Steinbruch am Hengstberg, der schon seit 2019 beweidet wird und sich in diesem Jahr zu einer herrlichen Blühweide mit vielen seltenen und geschützten Pflanzen entwickelt hat.
Beweidung des Drachenbergs in Geismar
Im Winter 2020/21 wurde ein Teil der Skuddenherde versuchsweise zum Zweck einer dauerhaften Winterbeweidung zum Drachenberg in Geismar gebracht. Hier verweilte sie nun über den Winter und verbiss den etwa 2,5 ha großen, stark verbuschten Magerrasen. Die robusten Schafe trotzten den eisigen Temperaturen und dem ergiebigen Schneefall, so dass zukünftig eine ständige Winterbeweidung statt finden wird.
Leider fanden hier in der Vergangenheit keine Bewirtschaftungsmaßnahmen vom ehemaligen Pächter statt. Die Pflegemaßnahmen sind hier umso wichtiger, da auch die hier vorkommenden Rebhühner davon profitieren werden.
Beweidung von Friedhöfen - Neues Pilotprojekt in Kerstlingerode gestartet
Friedhöfe sind wertvolle Rückzugsorte für viele Pflanzen und Kleintiere. Die strukturreichen pestizidfreien Flächen, bestehend aus Wiese, Hecke und alten Bäumen, beherbergen eine hohe Artenvielfalt. Insekten, Vögel und Fledermäuse finden hier ausreichend Nahrung und Nistmöglichkeiten.
Aufgrund geringer Bestattungen und Überdimensionierung vieler Friedhofsflächen, können diese z. T. nicht mehr wirtschaftlich getragen und gepflegt werden.
Not macht erfinderisch und dank einer naturnahen und kostengünstigen Beweidung auf dem Friedhof kann somit eine win-win-Situation herbeigeführt werden. Nur noch geringe Pflegekosten für die Kirchengemeinde auf der einen Seite, auf der anderen Seite schließt die extensive Beweidung den biologischen Kreislauf und fördert eine noch höhere Artenvielfalt.
Übersicht der direktvermarktende Betriebe in Südniedersachsen
Unterstützen Sie die Landschaftspflege in Südniedersachsen. Kaufen Sie regional und nachhaltig direkt bei den Schäfern ihr Lamm.
Über die Homepage land-direkt.de erhalten Sie einen Überblick der direktvermarktenden Betriebe in der Region Südniedersachsen. Hier stellen sich etwa 150 Betriebe mitsamt ihren Produkten und Besonderheiten vor.
Hier finden Sie eine interaktive Karte mit den aktuell vorhandenen Metzgereien/Schlachtereien für Schafe und Ziegen.
Ein wurmvorbeugendes Weidemanagement und immunisierte Schafe sind oft die bessere Alternative zu prophylaktischen chemischen Wurmkuren
Eine Wurmkur bedeutet nicht nur den Tod der Parasiten im Körper des Weidetieres. Durch die ausgeschiedene Losung werden auch Fauna und Funga, die direkt mit der Zersetzung des Kots in Verbindung stehen, getötet. Eine natürliche Zersetzung ist somit nicht ohne hohe Verluste möglich. Ein gutes Weidemanagement bietet vielfach die bessere Alternative. Lesen Sie hier unseren Beitrag.
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